1953 – Jubiläums-Ausstellung im neuen Schulhaus Laufen

Katalog Jubiläums-Ausstellung Laufen 4. April bis 16. April 1953

Zum Geleit (Katalog Seite 5)

August Cueni, der Maler unserer birstalischen Heimat, wird am kommenden 12. Mai

siebzig Jahre alt. Ein schwerer und. mühsamer Weg liegt hinter unserem siebzigjährigen Cueni. Er ist jedoch sich selbst und seinem Tal stets treu geblieben, eine Treue, die Albin Fringeli in die Worte fasste: Welch eine Liebe zur Heimat muss in einem Menschen glühen, wenn er sich dem Tale zulieb soviele und schwere Opfer auferlegt.»

Einige Freunde des Jubilars haben sich zusammengetan; durch eine Ausstellung wollen sie ihm ihre Dankbarkeit bekunden, seine Heimattreue und. sein künstlerisches Schaffen ehren.

Die Ausstellung vermittelt einen umfassenden Überblick über Cuenis Schaffen. Ausser vielen Werken, die sich in persönlichen Besitze des Künstlers befinden, darunter einigen bisher unbekannten ganz hervorragenden Bildern, sind auch solche aus öffentlichem und privatem Besitze ausgestellt. Die Landschaften aus dem Birs- und Lüsseltal nehmen den grössten Platz ein. Neben Blumenbildern and Motiven aus dem Lötschental ist eine Auswahl schöner Bleistiftzeichnungen und Holzschnitte zu sehen. ln mehreren Zeichnungen und Ölbildern tritt uns der Porträtist Cueni entgegen. Die ausgestellten Bilder umfassen einen Zeitraum von mehr als 40 Jahren und lassen so die Entwicklung des Künstlers vortrefflich verfolgen.

Für unsere engere Heimat bedeutet diese Ausstellung ein einmaliges Kunstereignis. Wir freuen uns darüber und danken allen Helfern, namentlich der Gemeindebehörde von Laufen, welche die nötigen Räume zur Verfügung gestellt hat. Besondern Dank auch den Leibgebern für die Überlassung ihrer Bilder und allen lnserenten dieses Kataloges für lhren Beitrag. Möge der Ausstellung der Erfolg beschieden sein, den alle, die dazu beigetragen, ihr wünschen.

Emil Richterich

 

August Cueni (Katalog Seite 7 und 8)

Die Lebensnachrichten von August Cueni sind in wenigen Sätzen festzuhalten. Sein Leben war und ist Arbeit, und wie wir den Künstler und Menschen Cueni kennen, wird sein Leben auch weiterhin Arbeit sein. Er geht seinen Weg gleichförmig über Höhen und Tiefen.

August Cueni wurde am 12. Mai 1883 als Sohn des August Cueni, Landwirt in Zwingen, geboren. Die Vorfahren väterlicherseits stammen aus Dittingen. Seine Kindheit verlebte er in Zwingen, wo er bis zu seinem Eintritt in die Sekundarschule Laufen die Schule besuchte. In Laufen wurde er von Zeichenlehrer Steiner zum Zeichnen und Malen angeregt. Er durfte für die Tonwarenfabrik «Motive» zeichnen und Schriften anfertigen. Nach Abschluss der Schulzeit war der Jüngling im College St. Benoit in Delle, um französisch zu erlernen. Darauf besuchte er die Widemann’sche Handelsschule in Basel.

Nach Abschluss seiner handelswissenschaftlichen Studien betätigte er sich während zwei Jahren kaufmännisch in Bureau-Saisonstellen. Diese Arbeit befriedigte ihn nicht und er ist nie ein «guter» Kaufmann gewesen. Cueni wollte Bildhauer werden: er wollte bilden und formen. Doch sein Cousin Anklin in Basel riet ihm ab und empfahl ihm› weitsichtig, Maler zu werden. Zuerst wollte er das Handwerkliche erlernen; er absolvierte bei Maler Heer in Basel eine auf zwei Jahre verkürzte Lehrzeit. Während eines Jahres besuchte er die Gewerbeschule in Basel und. zeichnete bei Fritz Schider, einem hervorragenden Manne, dessen Wert als Künstler man endlich zu erkennen beginnt.

In St. Gallen arbeitete Cueni bei einem Dekorationsmaler, aber er wollte nicht sesshaft werden. Es zog ihn hinaus in die Welt und er reiste mit seinem Freund Wanner rheinabwärts an Heidelberg vorbei nach Holland. Rembrandt und van Dyck haben dort den jungen Cueni nachhaltig beeindruckt.

Von 1910 an folgten die Münchner Lehrjahre; er studierte an der Kunstschule dieser Stadt und arbeitete unter der Leitung von Prof. Diez. In dieser Zeit festigte sich seine Freundschaft mit Wanner und Nyffeler. Er zeichnete bei Prof. Becker-Gundahl. In der Malklasse bei Hengeler wurde Cueni enttäuscht, da er nicht farbig malen durfte. Er ging zu Herterich, der für die Palette des jungen Malers mehr Verständnis aufbrachte. Nach vier Jahren München hatte er genug «Akademie».

Während der Grenzbesetzung 1914-1918 betrieb er in Zwingen die väterliche Landwirtschaft.

1915 erfolgte die erste Ausstellung in der Kunsthalle Basel.

Weitere Ausstellungen 1917 und 1919 in Zürich und Basel zeigten bereits ein umfassendes Werk des Künstlers. 1919 wurde Cueni in die Gesellschaft Schweiz. Maler, Bildhauer und Architekten aufgenommen. 1920 verehelichte er sich mit Christine Dahmen, welche ihm fünf Kinder schenkte. Ab 1920 stellt er regelmässig in Basel, Bern, Zürich, St. Gallen und Solothurn aus. Mit Blösch und Plattner zusammen zeigte er im Jahre 1923 in Genf sein Schaffen. Ueberall, in allen Ausstellungen wurden seine Werke mit Interesse aufgenommen.

Um diese Zeit sind bereits auch seine ersten Holzschnitte entstanden: Zwingen, Blauen, Breitenbach. Spätere Radierungen von Delsberg, Laufen, Zwingen, Blauen, Angenstein, die beiden Tore in Laufen, St. Ursanne, Saignelegier, Zuoz, Luganersee zeigen eine geschlossene Zeichnung und oft auch·ein gewisses Relief.

Cueni malt Landschaften, Stilleben, Porträts: alles was Form und Farbe hat, bewegt ihn. In den Sommermonaten weilt er oft im Lötschental, in einer majestätisch-grossartigen Landschaft. Dort entstehen seine Hochgebirgslandschaften und die zahlreichen wundervollen Alpenblumenbilder.

Cueni hat die herrliche Landschaft des Laufentals entdeckt und in vielen Bildern dargestellt; er ist der Maler des Laufentals. Alles, was malerisch ist, bringt er mit Meisterschaft auf die Leinwand: das Wasserschloss Zwingen, das hochragende Schloss Thierstein, die schmucken Dorfbilder, seine geliebte Birs mit ihrem fein-blauen Wellenschlag. Auch seine Winterbilder sind nicht frostig, kalt, sie lassen immer die Hoffnung auf einen werdenden Frühling aufkommen.

Dr. Gust. Peyer

19530406 Nordschweiz